Glossar – Höhlen und Gesteine

Petra steht in einer Höhle vor einem Stalagat

Einen guten Grund dieses Glossar zu erstellen hat mir unsere wunderbare Blog – Community aufgezeigt: Petra schreib doch über Höhlen und Gesteine, dann hast du gleich den Spick für deine Abschlussprüfung zur Dipl. Höhlenführerin.

Abscherung

Geologisch wird mit Abscherung das tektonische Wegpressen einer Gesteinsdecke von ihrer Unterlage gemeint.

Alpenfaltung

Wenn sich Kontinentalplatten bewegen, und das tun sie permanent, kann es passieren, dass diese auf andere Kontinentalplatten treffen. Ist das der Fall, werden sich die Platten entweder aneinander reiben, wie z. B. beim Andreasgraben, übereinander schieben oder zusammenstauchen. Bei der Alpenfaltung ist die Stauchung, respektive eine Verschiebung über die Stauchung hinaus passiert. Man kann sich das an Hand eines (Telefon)Buches wie folgt vorstellen: es liegt aufgeklappt und mit den Adressen nach unten auf dem Tisch. Dann wird eine Seite räumlich blockiert und gleichzeitig von der anderen Seite geschoben. So türmt sich das Buch in der Mitte auf und es entstehen aus den Erdschichten u.a. Antiklinalen.

Antiklinale

Auch Antikline oder Sattel genannt, ist eine tektonisch konvexe Erdschichtenaufwölbung. Dabei bilden die ältesten Erdschichten das Hügelinnere. Die Antiklinale bildet das Gegenstück zur Synklinale und somit „die Bergspitze“ bei der Muldenbildung. Für genaue Details lies den Artikel von Wikipedia zu Synklinale und dem Gegenstück der Antiklinale.

Autochthon

Dieser Begriff wird in der Geologie als Stelle bezeichnet wo die Sedimentdecke an Ort und Stelle geblieben ist (z.B. trotz Alpenfaltung).

Biogene, biochemische, organische Sedimente

Sind die Gesteine, die uns Höhlenbegeher am Meisten interessieren. Solche biogene, biochemische, organische Sedimente sind also zum grössten Teil Kalksteine, die auch in Dolomit umgewandelt werden können. Auch die Phosphorite, Kohle- und Ölschiefer Gesteine gehören in diese Gruppe.

Bruch

Vertikale Verwerfung von Gesteinsschollen.

Chemische Sedimente

Diese Gesteine sind weitgehend chemischer Abstammung. Diese entstehen zum Beispiel aus übersättigten Lösungen. Sinterformen wie zum Beispiel Stalaktiten und Stalagmiten sind ein Spezialfall von chemischen Sedimenten.

Sinterfahnen, Sinterröhrchen, Stalaktiten und Stalakmiten
Sinterfahnen, Sinterröhrchen, Stalaktiten und Stalakmiten

Decke

Geologisch wird mit Decke ein Gesteinsverband bezeichnet der über andersartige oder gleiche Gesteinsmassen verschoben wurde. Bei über gleichem Material geschobenen Decken spricht man von Abscherungsdecken. Bei  über fremden Untergrund geschobenen Decken von Überschiebungsdecken.

Descendeur

In Deutsch auch Abseilgerät genannt. Der Name kommt aus dem Französischen und wird sogar im Englischen als Descender bezeichnet. Descendre ist somit ein französisches Wort welches in der deutschen Sprache mit absteigen übersetzt wird. Im Höhlenkontext wird mit Descendeur ein spezielles Gerät gemeint. Dieses wird benützt um sich selber abzuseilen. Es wird bei der Verwendung weniger heiss als andere Abseilgeräte die z. B. im Bergsport verwendet werden. Dadurch wird die Verletzungsgefahr bezüglich Brandwunden minimiert. Zusätzlich kann man sich mit diesem Gerät und dem zum Abseilen verwendeten Seil, jederzeit an Ort und Stelle sichern.

Doline

Ist ein Versickerungstrichter (Bodenform) in einem Karstgebiet. Der Form entsprechend können Dolinen trichter-, schüssel- oder kesselförmige, geschlossenen Karstholformen mit unterirdischem Abfluss sein.

Erosion

Eine mechanische Gesteinsabtragung  /-veränderung durch Wasser, Frost, Gletscher oder Wind, wird als Erosion bezeichnet.

Fossilien

Versteinerte Überreste / Abdrücke von organischem Material pflanzlichen oder tierischen Ursprungs werden als Fossilien bezeichnet.

Garschella-Formation

Flachmeerablagerungsgestein mit hohem Glaukonit-Anteil. Es ist ein dunkler, sandiger Kalksandstein welcher eher weich und vegetationsfreundlich ist. Der Namen dieses Kalksandsteins ist im Gebiet der Garschella Alp, im sog. Toggenburg des Kanton St. Gallen, entstanden. Diese Gesteinsart liegt mit ca. 90 Mio. Jahren im Alter zwischen dem älteren Schrattenkalk und dem jüngeren Seewernkalk.

Gneis

Ist ein Gestein welches kleinkörnig ist und sich oft schuppig zeigt. Das Ursprungsgestein von Gneis ist Granit. Dieses hat sich durch grossen Druck und Wärme strukturell komplett verändert. Deshalb wird Gneis zu den metamorphen Gesteinen gezählt. Es eignet sich bestens zum Klettern mit seinen Schuppen und Strukturen und der rauhen Oberfläche. Es gibt so gut wie keine Höhlen im Gneis zu entdecken weil dieses Gestein nicht wasserlöslich ist. Die einzigen Höhlen entstehen dann in tektonischen Kluften zwischen Platten.

 

Granit

Ist ein grob kristallines Erstarrungsgestein. Dieses ist im Erdinnern durch die sehr langsame Erkaltung von heissem Magma über einen sehr langen Zeitraum entstanden. Es wird zu der Gruppe der Plutonite gezählt weil es aus grosser Erdtiefe stammt. Granit weisst deutlich erkennbare Kristalle wie Feldspat, Quarz und Glimmer aus. Es gibt so gut wie keine Höhlen im Granitgestein zu entdecken weil dieses Gestein nicht wasserlöslich ist. Die einzigen Höhlen in Granit entstehen durch tektonische Verschiebungen und dadurch entstandene Kluften zwischen Gesteinsplatten.

Gummistiefel

Tatsächlich das am besten geeignete Schuhwerk für eine Höhlenbegehung! Durch die weiche Sohle bieten diese Schuhe grössere Auflagefläche auf den Steinen, somit mehr Reibung und besseren Halt auf den Steinen. Dazu sind Gummistiefel wasserdicht und eine Wasserstelle kann trockenen Fusses durchquert werden.

Jumar

Wird in Deutsch auch Steigklemme genannt. Im Speziellen ist diese Klemme mit einem Griff ausgerüstet womit an einem Seil hoch geklettert werden kann. Die Klemme funktioniert beim Jumar mit einer Mechanik. Diese bohrt kleine Metallzähne ins Seil wenn sie unter Zug belastet wird. Mit der selben Mechanik können die Zähne auch wieder gelöst werden.

Person steigt in der Höhle an einem Seil hoch
Jumar im Einsatz beim Hochklettern am Seil. Der Descendeur baumelt am Gurt.

Kalkstein

Ist ein Sedimentsgestein mariner Herkunft (siehe auch: Tethys). Seine Gemengeteile bestehen vorwiegend aus calciumcarbonathaltigen Mineralien. Eine ausführliche Beschreibung findest du unter diesem Link.

Karst

Das Wort Karst kommt aus dem Wortstamm karra, was Stein bedeutet. Karst wird seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als allgemeiner Fachausdruck anerkannt. Damit ist eine festverbundene steinige Fläche gemeint die durch Wasser und Witterung spezielle Formen annehmen kann.

Kalzit Adern

Häufig in Kalkgesteinen vorkommende weisse Linien aus Kalzit (CaCO3). Diese sind „natürlich verheilte“ und mit Kalzit gefüllte Risse im Gestein. Risse entstehen vielerorts wenn Steine durch enorme Druck- und Schiebekäfte gestresst werden.

Kieselkalkstein mit weissen Linien sogenannte Kalzitadern
Kalzitadern zeigen sich hier in Kieselkalk

Korrosion

Die chemische Zerstörung von Gestein durch Wasser und Säuren wird als Korrosion bezeichnet. Dieser chemische Prozess führt typischerweise zu Karstformen.

Limestone

In deutsch heisst dieser Stein Kalkstein (siehe Kalkstein).

Metamorphe Gesteine

Sind Gesteine welche zeitweilig hohem Druck oder/und Temperatur ausgesetzt waren und sich dadurch total verändert haben. Man unterteilt die Ausgansgesteine in zwei grosse Gruppen. Zum Einen in die Gruppe der Metamorphen Sedimente, wo aus Kalk nun Kalkmarmor wurde. Zum Andern in die Gruppe der Metamorphen Magmatite wo aus Granit Gneis wurde.

Molasse

Ist der Ablagerungsschutt der werdenden Alpen. Es ist die Ursprungsmasse des z.B. sogenanntem Nagelfluh-Gesteins welches ein Konglomerat ist. Die Bergkette Rigi in der Zentralschweiz ist durch die Verschiebung dieses Ablagerungsschuttes entstanden.

Konglomerat aus Molassegestein
Molassegestein: Nagelfluh – Konglomerat

Neritischer Kalk

Durch Meeresströmungen in Plattenform abgelagerte Kalksande, welche durch die kontinentale Erdplattenverschiebung an die Oberfläche gedrückt wurden (siehe auch: Tethys). Oft mit Muschelschalen oder Bruchstücken davon, versetzt. Der Schrattenkalk wie auch der Seewernkalk sind neritische Ablagerungsgesteine.

Orogenese

Anderes Wort für Gebirgsbildung, aus den Wortstämmen Oro = Stein und Genesis = Entstehung.

Pyroklastische Sedimente

Bestehen aus Lava- und Gesteinfragmenten welche einer gemeinsamen vulkanischen Aktivität entstammen.

Phreatisches Höhlenprofil

Eine durch sogenanntes Druckfliessen entstandene Höhle welche in der Seitenansicht ein Sägezahnprofil zeigt. Im Seitenriss eines solchen Höhlenprofils sehen wir, dass die Hauptgänge eine ZickZack-Linie oder Sägezahnprofil bilden. Im Querschnitt weisst das Höhlenprofil eine meist ziemlich regelmässig runde- oder elliptische Höhlenform auf. Die durch (Wasser) Druckfliessen entstandenen Höhlen werden oft als Network-Caverns bezeichnet weil sie unzählige Verästelungen (Seitengänge/Höhlengänge) aufweisen.

Schlüsselloch Profil

Wenn bei der Höhlenenstehung nur noch am Boden auf kleiner Fläche Wasser fliesst, entstehen nur noch dort Gangvergrösserungen. Diese Rinnsale graben sich Vertiefungen welche das Höhlenprofil im Querschnitt als Schlüsselloch erscheinen lässt.

Schrattenkalk

Ursprünglich als Sediment im Urmittelmeer Tethys abgelagert, ist es heute ein Ablagerungsgestein, welches stellenweise reich an fossilen Meerestieren ist. Die mit ca. 209km sehr grosse Höhle Hölloch liegt zu gut 90% in dieser Gesteinsschicht. Schrattenkalk ist vor ca. 110 bis 120 Mio. Jahren in der Kreidezeit entstanden. Den Namen dieser Kalkart ist im Gebiet der Schrattenfluh im Kanton Luzern entstanden.

Sedimente

Auch Ablagerungsgestein genannt. Zur Bildung der Sedimentgesteine tragen physikalische, chemische und biologische Prozesse bei. Aufgrund der vorherrschenden Bildungsfaktoren werden diese in 4 grosse Gruppen geteilt. Eine gute schematische Aufstellung der 4 Ablagerungsgruppen findest du unter diesem Link der Uni Göttingen.

Seewerkalk

Typisches Flachmeerablagerungs-Sedimentsgestein welches in der oberen Kreidezeit entstanden ist. Das heisst Seewerkalk ist 80 bis 90 Millionen Jahre alt und 20 – 30 Millionen Jahre jünger als der öfters vorkommende Schrattenkalk. Der Namen dieser Kalkart ist im Gebiet des Urmibergs bei Seewen im Kanton Schwyz der Schweiz entstanden.

Sinterbildung

Als Sinterbildung wird ein chemisch gebildetes Sediment bezeichnet. Es besteht aus dem chemischen Stoff CaCO3 (Calcium Karbonat). Sinterbildungen entstehen wenn Wasser durch Bewuchs bedeckten Karst seinen Weg findet, in dieser Zeit sich mit Co2 (Kohlenstoffdioxyd) anreichert und dann z.B. auf Höhlenluft trifft welche weniger CO2 Gehalt aufweist als der Stein. Dieser Vorgang bildet eine chemische Reaktion was bedeutet, dass der CO2 angereicherte Tropfen nun das CaCO3 ausfallen lässt. Einen Teil dieses Ausfalls können wir z.B. als Stalaktit oder Sinterfahne an der Höhlendecke oder als Restausfällung in Form eines Stalakmiten am Höhlenboden finden.

Petra steht vor Sinterbildung
Sinterbildung in der Höhle

Speläologie

Das Wort stammt aus dem Lateinischen. Es besteht aus den Teilen spelaeum = Höhle und logie = Kunde/Lehre. In deutsch als Höhlenlehre bekannt.

Stalaktit

Ist eine meist in Höhlen vorkommende, von der Decke hängende Zapfenform aus Sinter.

Stalagmit

Das am bodenstehende Pendant zum Stalaktit. Das bedeutet ein Stalagmit hat immer ein über sich hängendes Sinterpendant aus welchem die Tropfen zu seiner Entstehung fielen.

Stalagnat

Eine Sinterbildung wo der hängende Stalaktit mit dem stehenden Stalagmit zusammen gewachsen ist.

Synklinale

Eine Mulde im Faltenbau eines Deckengebirges wird als Synklinale bezeichnet. Wikipedia beschreibt das sehr gut unter diesem Link.

Tektonik

Bezeichnet die Lehre vom Bau der Erde und den gebirgsbildenden Vorgängen. In der geologischen Umgangssprache wird Tektonik auch als Synonym für Baustil verwendet. Tektonische Verschiebungen erklären z.B. warum die einen Bergteile anders aussehen als die unmittelbar daneben gelegenen.

Terrigene klastische Sedimente

Bestehen aus Gesteinsbruchstücken bereits vorhandener Gesteine welche durch Transport und physikalische Einwirkungen abgelagert wurden. Dieser Gruppe gehören Konglomerate wie die sog. Nagelfluh (siehe auch Molasse) und auch Sandsteine an.

Tethys

Das Urmittelmeer welches vor ca. 220 Mio. Jahren bis ca. 125 Mio. Jahren Sediment-Ablagerungen gespeichert hat wird Tethys genannt. Die Tethys gilt als Geosynklinale des Alpinen Raumes. Die darin abgelagerten Sedimente bilden heute vielerorts die Bausubstanz der Höhlen. Aus diesen Sedimenten entstanden unter immensem Druck und während langer Zeit die heutigen Kalkgesteine der Schichten Helvetikum, Penninikum, Ostalpin und Südalpin. Dies damals abgelagerten Sedimente der Tethys sehen wir heute in Form von Bergen im zentraleuropäischen Alpenraum.

Vadose Phase

Wird als die Phase in der Höhlenentstehung bezeichnet wo die bis dahin entstandene Höhle nicht mehr komplett Wasser gefüllt ist. Veränderung der Höhlengänge passieren nur noch durch gravitatives Wasserfliessen, dadurch entstehen Schlüssellochprofile (siehe Schlüsselloch Profil).

Verwerfung

Die Verschiebung von Gesteinsschichten in vertikaler (Bruch) oder horizontaler (Sprung) Richtung.

Gesteinsverwerfung mit Fossilien
vertikale Gesteinsverwerfung: Bruch

2 Gedanken zu „Glossar – Höhlen und Gesteine

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